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Zu’gsperrt is!

Wenn es still wird am Berg

Der letzte Tag der Wintersaison geht langsam dem Ende zu. Ich nutze die immer noch guten Schneebedingungen, um meine Skier ein letztes Mal über den Firn zu jagen. Unten im Tal herrscht bereits Frühling und bald werden auch hier am Berg erste grüne Halme die Schneedecke durchbrechen. Fast feierlich setze ich mich ein letztes Mal in den Sessel des Sunliners und gleite hinauf Richtung Gipfel.

An der Bergstation treffe ich Betriebsleiter Jakob Niederseer, der sich ebenfalls einen Überblick über den letzten Betriebstag macht. „Kaum zu glauben, dass ab morgen hier absolute Stille einkehrt. Was passiert eigentlich, wenn die letzte Gondel und der letzte Sessel heute Abend still stehen? Beginnt dann eure Urlaubszeit?“, möchte ich wissen und Jakob Niederseer lacht: „Nein, so schnell funktioniert das Zusperren nicht. Es ist nicht so, dass wir einfach den Schalter auf ,Aus’ stellen und heimgehen. Danach wartet noch einiges an Arbeit auf unser Team.“

 

Das große Aufräumen beginnt

Gemeinsam mit Peter Rieder ist Jakob Niederseer Betriebsleiter für das Gebiet vom Sunliner bis zum Bernkogel. Seit 1977 ist der gelernte Elektriker bereits bei den Saalbacher Bergbahnen – erst als Maschinist, und seit 1996 als Betriebsleiter. Nach so vielen Jahren hat das Zusammenräumen nach der Wintersaison Routine und er berichtet: „Die Gondeln und Sesseln werden nach dem Abschalten in den Bahnhof eingefahren. Fix geklemmte Sessel allerdings müssen abmontiert und eingelagert werden. Das Winterpersonal hilft beim Abbau und Einlagern der Infrastruktur. Die Raupenfahrer werden in den nächsten beiden Tagen gemeinsam mit den Liftwarten, Rettungsfahrern und Schneiern das gesamte Leitsystem entlang der Piste abräumen. Auch die großen gelben und orangen Matten von den Schneekanonen und Stützen werden entfernt. Die fix installierten Turmkanonen müssen mit Planen abgedeckt werden, um sie vor der starken UV-Einstrahlung im Sommer zu schützen. Allein an 90 fix installierte Schneekanonen am Bernkogel wird die Elektrik abgesteckt und die mobilen Kanonen werden mit dem Pistengerät abtransportieren. Gleichzeitig werden die Laser an den Zustiegen der Liftstationen abgedeckt, das Pistenpanorama mit Planen verhüllt und die Absperrungen und Matten entfernt.“ Ein rascher Blick auf die vor uns liegende Talabfahrt lässt meine Augenbrauen nach oben schnellen und ich meine: „Da kommt ja einiges an Material zusammen! Wo wird das alles bis zum nächsten Winterstart eingelagert?“ Jakob Niederseer verrät, dass die unterkellerten Berg- und Talstationen als Sommerlager für Pistennummerierung, Schneekanonen, Matten und Absperrungen dienen.

Pistenraupen im Sommerschlaf

„Und wo verstecken sich die vielen Pistenraupen im Sommer?“, grüble ich mit Blick auf die Bergstation. „Da gibt es eigene Raupengaragen im ganzen Skigebiet. Die Raupenfahrer entfernen dort nach dem Aufräumen und Freischieben der Straßen zu den Liftstationen die großen Antriebsketten von den Pistengeräten. Die rund 1.000 Kilo schweren Ketten werden gewartet, aufgerollt und in Boxen verstaut. Auch Schild und Fräse werden abmontiert und nach Überprüfung in eigens für dieses Gewicht angefertigten Regalen verstaut. Es ist wichtig, dass ein erfahrener Jahresangestellter das gesamte Einlagern überwacht – nur so wird vor der nächsten Wintersaison auch wieder alles schnell gefunden. Die Werkstatt ist ganzjährig besetzt, denn es gibt für die Mechaniker viel zu tun: Bei allen Raupen werden in den nächsten Wochen die Achsen gewartet – darum müssen auch die Ketten runter – und sie erhalten ein komplettes Service. Die Werkstatt kümmert sich aber auch um die Wartung aller Bergbahnenfahrzeuge – so werden bald Sommerreifen montiert und Services an unseren Dienstbussen durchgeführt. Für die Maschinisten der Anlagen beginnt dann auch die Revision – denn jede Gondel und jeder Sessel muss jährlich überprüft werden.“

Von der Piste zur grünen Almweide

Anerkennend stoße ich einen Pfiff aus, denn vom frühlingshaften Tal aus ist von all diesen Arbeiten in den nächsten Tagen wohl kaum etwas zu bemerken. Ich schließe meine Augen und drehe gedanklich die Zeit ein paar Wochen vor - bald werden hier rund um den Gipfel wieder Kühe grasen und Wanderer und Biker eine Rast einlegen. Jakob scheint meine Gedanken zu erraten, denn er fügt hinzu: „Parallel zum Einlagern des Equipments startet ein Teil der Mannschaft, um weggeworfenen Müll entlang der Lifttrassen und Pisten einzusammeln. Wenn der Schnee zurückgeht, kommt hier so einiges zum Vorschein. Ein Teil der Stammmannschaft beginnt nach einem zweiwöchigen Urlaub mit dem Aufstellen der Zäune. Dort wo im Winter die Skifahrer zu Tal fahren, wurden im Herbst alle Zaunstempel entfernt. Nun wird der elektrische Weidezaun wieder errichtet und an das Stromnetz der Schneianlagen angeschlossen. Parallel dazu werden etwaige Bodenverwundungen renaturiert und neu eingesät – obwohl es durch die gute Kunstschneeauflage und die Seilpräparierung heute kaum noch zu Verletzungen des Bodens kommt. Dann ist der Berg wieder bereit für die vierbeinigen Sommergäste. Hier, wo wir stehen werden ab Juni wieder Kälber das frische grüne Gras abweiden.“

Revisionsarbeiten und Baustellen

Die Saalbach Hinterglemmer Sommerbahnen beginnen unmittelbar nach dem Winter mit den nötigen Revisionsarbeiten der Sommer-Bergbahnen. Bei jenen Bahnen, die erst im Winter wieder starten, erfolgt die Revision in den Sommermonaten. Auch alle Schneeanlagen und die Speicherteiche mit ihren dazugehörigen Pumpstationen werden regelmäßig überholt. „Und dann sorgen noch diverse Baustellen im Skigebiet dafür, dass uns die Arbeit nicht ausgeht“, lacht der Betriebsleiter und fügt hinzu: „Doch jetzt freuen wir uns erst einmal alle aufs Zusammenräumen und den zweiwöchigen Urlaub danach!“ Grinsend frage ich, ob er etwa Skiurlaub plant, und mit einem vehementen Kopfschütteln meint Jakob Niederseer: „Nachdem ich in der Saison jeden Tag auf Skiern unterwegs war, bin ich froh, mal nicht in die Skischuhe schlüpfen zu müssen! Die wandern ebenfalls bis zum nächsten Winter in den Keller.“ Ich verabschiede mich und ganz bewusst genieße ich meine allerletzte Abfahrt ins Tal – aber schon bald werde ich zu diesem Gipfel zurückkehren, dann allerdings mit dem Mountainbike.

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