Digital Detox | © Charlie Black
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Story Streaming vs Digital Detox

Was du nicht postest ist nicht passiert... Oder doch?

Plötzlich verziehen sich die Wolken und die Sonne kommt heraus. Aus grau wird blau - BLUEBIRD! Der erste schöne Tag nach tagelangem Schneefall. Ich bin zusammen mit Freunden unterwegs im Skicircus Saalbach Hinterglemm Leogang Fieberbrunn. Nach traumhaften Abfahrten im frischen Pulver sitzen wir zusammen mit anderen Urlaubern in der Hütte und genießen unbeschwert und gut gelaunt die Atmosphäre. Wir quatschen, essen, trinken ein Bier und halten das Ganze auf ein paar Bildern fest. Ein rundum perfekter Tag. Doch plötzlich holt mich mein Tischnachbar zurück in die Realität des Alltags: „Leute, ich habe kein Internet. Ich muss doch das Bild von gerade hochladen!“

Ich, gedanklich schon wieder mit dem Snowboard auf dem Schnee, denke „Echt jetzt? Ist das wirklich so wichtig?“. Dabei bin ich selbst oft nicht besser. Nicht online zu sein ist für mich oftmals keine Option. Wenn man Spaß hat und diesen nicht durch Fotos mit seinen Freunden und Followern teilen kann, war es dann nicht ganz umsonst? „Was du nicht postest, ist nicht passiert.“... Oder doch?

Den schönsten Moment verpassen, im Versuch ihn festzuhalten

Im Skiurlaub mit meinen Freunden gibt es ein fixes Ritual: ein- oder zweimal noch vor Sonnenaufgang auf den Gipfel zu steigen, um als „Early Bird“ den Sonnenaufgang zu genießen und danach über die leeren Pisten zu fahren. Das ist einfach ein traumhaftes Erlebnis! Wenn ich daran zurückdenke, war es aber oft echt stressig: Schnell noch ein Bild vom Sonnenaufgang knipsen und ein "Selfie" bei Facebook posten. Bei der Abfahrt nochmal kurz anhalten um den Freunden zu zeigen, dass ich die erste auf der Piste bin. Durch den Versuch, möglichst jeden Augenblick mit Handy und Digicam festzuhalten, zogen die schönsten Momente an mit vorüber. Habe ich den Sonnenaufgang wirklich wahrgenommen? Eigentlich nur durch meine Kamera!

Digital Detox – Offline at its best

„Schluss mit dem Drang, ständig überall jedem alles mitteilen zu müssen! Seien wir mal ehrlich: Stört es unsere Follower wirklich so sehr, wenn mal einen Tag nichts von uns gepostet wird? Ich glaube nicht.“, denke ich bei mir. Um dem Online-Stress mal bewusst aus dem Weg zu gehen verschreibe ich mir selbst ein „Digital Detox“ oder auch digitales Entgiften. Für unseren nächsten Early Bird-Ride im Skicircus schalten wir alle unsere Handys dieses Mal ganz bewusst aus. Fühlt sich das komisch an! Sobald wir uns aber von dem Gedanken befreit haben, nicht konstant online sein zu müssen, können wir die Zeit offline so richtig genießen. Oben angekommen atme ich reine, frische Bergluft. Jetzt fehlt nur noch ein wichtiges Detail: Der Sonnenaufgang. Gespannt blicken wir nach Osten. Ohne Hantieren mit dem Smartphone fallen mir plötzlich kleine Details auf. Langsam ändern sich die Schattierungen am Horizont. Die ersten Vogelstimmen sind zu vernehmen. Dort unten im Tal werden nach und nach die Lichter angeknipst. Kurz bevor die Sonne über den Horizont kommt, scheint die Temperatur noch mal ein wenig zu fallen. Alle Sinne sind geschärft und mein ganzer Fokus liegt im Moment. Dann geht es endlich los. Die Sonne verlässt ihr rotes Umfeld und die ersten Sonnenstrahlen des neuen Tages treffen auf die umliegenden Berggipfel. Wir sind sprachlos und genießen die unbeschreibliche Atmosphäre. Ich spüre wie die Sonnenstrahlen mein Gesicht wärmen, tanke meinen Körper mit  Kraft und neuer Energie. Um unbezahlbare Bilder (im Kopf!) reicher, ziehen wir völlig entspannt und zufrieden die ersten Spuren über die unberührten Pisten.

Als wir auf ein ausgiebiges Frühstück in eine der urigen Skihütten einkehren und uns aufgeregt über das Erlebnis des Offline-Sonnenaufgangs unterhalten, fällt unser Blick auf die Nachbartische. Pärchen und Gruppen sitzen stumm beieinander und jeder tippt angestrengt in sein Smartphone. Wir haben mittlerweile ganz vergessen, das Handy wieder einzuschalten und lachen. „Gepostet wird später – jetzt wird genossen!“, sind wir uns einig und plaudern munter weiter über unser morgendliches Abenteuer. 

 

Fazit

Letztendlich haben wir alle Spaß am Posten und Schreiben, und es gibt für mich persönlich nichts Schöneres als meine Erlebnisse mit anderen zu teilen. Trotzdem ist es wichtig, manche Momente einfach nur still zu genießen und das ständige Fotografieren und Posten beiseite zu legen. Wenn ich einmal zwei Tage nichts auf meinem Instagram Feed poste und den Sonnenaufgang von meinem Early Ride mal ganz für mich behalte, ist es auch völlig in Ordnung. Vielleicht gehen meine Freunde und Follower vielleicht sogar eines Tages selbst hinaus und schauen sich einen Sonnenaufgang mit ihren eigenen Augen an. Aber striktes Digital Detox? Gar kein Handy mehr? Nein, dafür berichte ich viel zu gerne über meine Erlebnisse. Ich genieße nach wie vor die Zeit online, nehme mir mittlerweile aber auch einmal eine Pause. Denn was ich nicht poste, bleibt meine ganz persönliche Erinnerung. Mein Motto: “Stress dich nicht! – Keep calm and post for fun”.

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