Die Stoakoglerpass aus Hinterlgemm | © c Daniel Roos
  • Tradition

Der Krampus

Lautes Glockengeläut kündigt im Advent auch in Saalbach Hinterglemm die Kramperl an.

Der „Kramperl“ - so wird der Krampus bei uns genannt - sorgt für lärmenden Aufruhr und Gänsehaut in der sonst so stillen Adventzeit. Ein altes Brauchtum, das von den einheimischen Burschen im Glemmtal mit viel Leidenschaft und Aufwand gepflegt und weitergegeben wird.

Schon früh am Tag wird es dunkel in der stillen Adventzeit. Die ersten Schneefälle haben das Glemmtal schon in eine dicke weiße Decke gehüllt und Lichterketten verleihen den Ortszentren einen weihnachtlichen Glanz. Alles wirkt zu dieser Zeit malerisch verschlafen und aus den Küchen strömt der Duft von Weihnachtskeksen und Kletzenbrot. Doch das Läuten schwerer Glocken und das Rasseln der Ketten zerreißt abrupt diese vorweihnachtliche Stille - wenn die Kramperl kommen!

Die Stoakoglerpass 

Selbst bei den Mutigen schlägt das Herz etwas schneller, wenn die teuflischen Gestalten mit archaischen Lauten mystisch aus der Dunkelheit auftauchen. Das Krampuslaufen ist für viele Pinzgauer eine Leidenschaft und aufwändig wird das Erscheinungsbild gepflegt. In Saalbach Hinterglemm haben sich vor einigen Jahren 13 Jungs zwischen 14 und 26 Jahren zur „Stoakoglerpass“ zusammengefunden. Als „Pass“ bezeichnet man eine zusammengehörige Krampusgruppe und bei den „Stoakoglern“ ist es Mario Berti, der als Vereinsobmann der Pass vorsteht.

 

Brauchtum am Leben erhalten

„Krampus ist man 365 Tage im Jahr - mal intensiver, mal weniger intensiv. Doch eigentlich begleitet uns die Passion für dieses Brauchtum das ganze Jahr über. Man bestellt neue Larven, sucht fehlende Ausrüstungsteile zusammen oder macht ein schauriges Fotoshooting. Der Hinterglemmer Fotograf Daniel Roos hat uns dafür im Vorjahr im Schwarzachergraben perfekt auf seinen Bildern verewigt“, erzählt mir Mario, als ich mich mit ihm und seinen Krampuskollegen treffe. Sie sind gerade in Vorbereitung für die ersten Läufe der Saison und eifrig werden dünne Birkenzweige zu Ruten gebunden. Was ihnen am Kramperllaufen so gefällt, möchte ich wissen, und ohne zu zögern antwortet Gerhard Kressl, der auch aktives Mitglied der Glemmer Schützen ist: „Das Brauchtum! Wir wollen diesen uralten Brauch einfach für die Zukunft erhalten. Und außerdem ist es eine große Gaudi. Wir sind ein Freundeskreis und teilen unsere Leidenschaft für den Krampus.“

Die Hochsaison der Kramperl beginnt mit großen Schauläufen, für die die Pass durch den ganzen Pinzgau und darüber hinaus fährt. „Der Moment, an dem du dich anziehst, die Maske aufsetzt und die Rute in die Hand nimmst, lässt auch bei uns jedes Mal das Adrenalin steigen. Das Publikum schaut gebannt auf unseren Einmarsch und sobald wir die Larven tragen sind wir voll und ganz Krampus. Wir schreiten majestätisch ein und präsentieren würdevoll unsere Larven. Natürlich gehört es auch dazu, die Besucher die Rute spüren zu lassen, um das Böse zu vertreiben“, erklärt mir Mario Berti mit begeistertem Glitzern in den Augen.

 

Kunstvoll geschnitzte Masken

Die Ausrüstung des Krampus gibt der Brauch vor: Ein Fellanzug - meist aus Goaßfell, wie der strenge Geruch eindeutig beweist. Große, laute Rumpelglocken, die an einem Gurt um den Bauch getragen werden. Eine Rute aus dünnen Birkenzweigen oder ein Kuhschweif. Und natürlich die kunstvoll geschnitzte Maske. „Wir alle lassen unsere Masken bei dem Pinzgauer Larvenschnitzer Arthur Moinat herstellen. Sie sind aus leichtem Zirben- oder Wermutskiefernholz geschnitzt und sollen möglichst menschliche und böse Züge haben. Für die Hörner werden meist jene des Goaßbocks verwendet - so sagt es der Brauch“, wird mir erklärt. Ich bin überrascht, wie leicht die detailreich geschnitzte Larve ist und die Gruppe lacht: „Das gesamte Equipment wiegt etwa 25 Kilo - da ist eine leichte Holzmaske bei längeren Auftritten einfach angenehmer zu tragen. Unser Sichtfeld ist ohnehin etwas eingeschränkt. Wir blicken durch kleine Sehschlitze in der Larve - das ist wie Gehen mit Tunnelblick.“

Doch auch nach dem Nikolaustag ist für die Stoakoglerpass die Saison noch nicht beendet - und das ermöglicht vielleicht dem einen oder anderen Winterurlauber ein Kennenlernen. Als Perchten ziehen sie, begleitet vom Wurzelmandl, am 7. Jänner von Hotel zu Hotel. Mit lautem Glockengeläut werden in den Raunächten nach Weihnachten die bösen Geister des Winters ausgetrieben, und ein Besuch der Perchten bringt Glück übers Haus.

 

Bilder: Daniel Roos, Edith Danzer

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