Saalbach 1917
  • Tradition

Geschichten zum Schmunzeln & Alte Bilder aus Saalbach

Die EinwohnerInnen des Glemmtals wurden seit jeher von der Liebe zur heimischen Natur, dem Festhalten an überlieferten Traditionen und den Einflüssen von Menschen aus der ganzen Welt geprägt.

Dort, wo seit über hundert Jahren unterschiedliche Kulturen und Lebensweisen aufeinandertreffen, passieren wohl auch die ungewöhnlichsten Dinge. In der heutigen Saalbach-Story geht’s um alte Geschichten, Lieder und Reime zum Schmunzeln und um historische Bilder der Region mit Menschen, die vor langer Zeit hier lebten.

Ein Lied über die Glemmer* 

 

In Anlehnung an das Lied „I bin a echtes Weanakind“ verfasste Karl Bader um die Jahrhundertwende ein Lied für die Glemmer – und über die Glemmer. Er spielt auf die Schönheit der Damenwelt und die Stärke der Männerwelt an, die nicht gescheut war, diese zur Schau zu stellen: 

 

I bin a echtes Glemmer Kind, in bin a lustigs Haus.
In Hinterglemm und Vorderglemm, da kenn i mi guat aus.
In Saalbach sand de Buama ra, und Dirndl ham ma gnua.
In Saalbach sand de schönstn Leut, da kehr i a dazua.

 

Refrain:
Habts a Idee? Sechts, das ist glemmerisch:
Trinkts a Stamperl Schnaps, an Tschick danebn,
so is Brauch in Glemm.
Und wan die Leut an Glemmer sehn, reißns s’Maul weit auf,
und bringes s’ es sonst nimmer zua, so haut ma ea ans drauf.

 

In Saalbach ist das schönste Vieh, die schönsten Küh und Kalm.
Im Neuhaus sand de Schweine groß auf eana hohen Alm.
Die kasigst Sennin ham’s beim Schmied, a da Au de schönste Dirn,
und wer das Ding nicht einsicht, ja den fehlt’s a wenig im Hirn.

 

In Saalbach ist die Hauptstadt, wo die Fremden viel verkehrn.
Im Winter, wenn Saisonzeit ist, da kunnst fast narrisch wern.
Die Gasthöf, die sand überfüllt von Taxing bis in die Au,
wenn das Ding so weitergeht, bleibt a Geld zum Straßenbau.

Als 1923 ein Holzknecht für neue Schulbücher sorgte 

 

Aber die Glemmer haben auch sehr herzliche Eigenschaften, wie folgende Geschichte beweist: 

 

In der Gemeinde herrschte besonders nach dem Ersten Weltkrieg große Not. Es konnten nur die dringendsten Ausgaben getätigt werden und so musste die Schulleitung einen Weg finden, die Mittel für die dringend benötigten Schulbücher auf einem anderen Weg zu beschaffen. Ein Kindertheater wurde veranstaltet und erzielte einen Reinertrag von 517.000 Kronen. Ein Holzknecht war von der Theateraufführung der Kinder so begeistert, dass er seine ganzen Ersparnisse, nämlich 50.000 Kronen, für den Büchereinkauf spendete. 

 

Pfarrer Johann Gumpold schilderte das Ergebnis in Gedichtform*: 

 

„De Gmoa hat koa Geld, d’Schulkinder koa Buach, 
koa Heftl, koa Fedarn, koa Tintn. 
Da Lehrer hod gsagt, hiaz, Kinder paßts auf, 
hiaz miaß ma an Mittelweg finden. 

 

Mach ma halt a Theater und spieln drauf los, 
daß d’Engel und d’Toifen tan tanzen. 
Wir schatzen und wagn und tan recht groß,
als wa ma de frechsten Wanzen.“ 


Die Kinder – und die Zuschauer – hat’s gefreut! 

Kriminalfälle im Glemmtal 

 

Auch Schlitzohren und Doipn (Frevler) suchten das Glemmtal heim. Und so sollen sich folgende Dinge zugetragen haben: 

 

1725 wurde der berühmte Anführer einer Schmugglerbande, Rainer Gall, überführt. Er organisierte einen großangelegten Brantweinschmuggel vom tirolerischen Hochfilzen nach Saalbach. Zu seinen Abnehmern zählten große Wirtshäuser im Dorf. In der Anklage steht: „Er läßt Weib und Kind zu Hause, schachert Vieh und Schmalz, was ihm unter die Hände kommt.“ Schon bald nach seiner Festnahme übernahm ein anderer „Schmuggler“ seine Geschäfte. 

 

In der Heiligen Nacht im Jahr 1873 sollen zwei betrunkene Bauersknechte in Faschingskleidern mit Masken den Gottesdienst gestört haben. Sie machten lauten Krach und sollen sogar in ihren Kostümen und Grimassen schneidend um den Altar getanzt sein. Das Fehlverhalten erregte großes Aufsehen und brachte den beiden jeweils drei Wochen Arrest ein. 

 

Im Sommer 1947 fanden insgesamt neun Einbrüche auf Almen statt. Unter dem Diebesgut befand sich unter anderem 40 kg frische Butter. Den Tätern konnten zwei Einbrüche nachgewiesen werden. Die weiche Beute wurde sichergestellt. 


Quellenangaben für Geschichten aus der Heimat sind schwierig. Einige Andeutungen finden sich im „Heimatbuch Saalbach“ von Siegfried Weitlaner wieder, einige im Buch „Mitterpinzgau“ von Josef Lahnsteiner und einige wurden einfach mündlich überliefert. Manche werden wahr sein, manche werden etwas ausgeschmückt sein und wieder andere sind vielleicht der Fantasie von lustigen GlemmerInnen entsprungen. 

Eines haben sie auf alle Fälle gemeinsam: Sie erlauben einen Einblick in eine längst vergangene Zeit und geben Anlass zum Schmunzeln. So wie die Fotos in dieser Story. 

Die Bilder stammen aus dem Archiv des Heimathauses. Dort sind diese im Original sowie viele weitere und wechselnde Ausstellungen von heimischen Künstlern zu bewundern. 

 

Ein Ereignis, das weit über die Grenzen des Tals hinaus über die ungestümen Glemmer reden ließ, war wohl der „Kampf auf der Schlaberstatt“. 300 Pinzgauer standen beim „Hirten-Tanz“ im Grenzgebiet zwischen dem Pinzgau und Tirol 22 Jochbergern gegenüber und ließen eine jahrhundertealte Fehde, die aufgrund von Tieren, die beim „Nachbarn“ grasten, entstand, neu aufleben. Mit „Gewehren, Pistolen und Stöcken“ wurden die Tiroler verprügelt. Es folgte ein jahrelanger Streit vor Gericht. 

 

Auch früher gab es schon Auseinandersetzungen und so heißt es, dass die Jochberger jahrzehntelang als klare Sieger aus jedem Kampf gingen. In Stuhlfelden soll es sogar vorgekommen sein, dass die Jochberger die Kirchgänger nach der Messe verprügelten.

*) Sinngemäß übersetzt: 

 

Das Glemmer Lied 

 
Ich bin ein echtes Glemmer-Kind, ich bin ein lustiges Haus. 
In Hinterglemm und Vorderglemm, da kenn ich mich gut aus. 
In Saalbach sind die jungen Männer selten, aber Mädels gibt es viele, 
in Saalbach gibt’s die schönsten Menschen – und ich gehöre mit Sicherheit dazu! 

 

Refrain:
Habt ihr eine Idee? Seht – das ist glemmerisch: 
Trinkt ein Stamperl Schnaps, nehmt Kautabak dazu, 
das ist der Brauch im Glemmtal. 
Und wenn die Menschen einen echten Glemmer sehen, staunen sie mit offenen Mündern. 
Und wenn sie die Münder nicht mehr von selbst zukriegen, dann helfen wir nach! 

 
In Saalbach ist das schönste Vieh, die schönste Kuh und Kalb. 
Im Neuhaus sind die Schweine groß auf ihrer hohen Alm. 
Die hübscheste Sennerin lebt beim Schmied, in der Au arbeitet die schönste Magd, 
und wer das nicht begreift, dem fehlt ein wenig Hirn. 

 
Saalbach ist die Hauptstadt mit viel Fremdenverkehr. 
Im Winter, während der Saison, könnte man fast verrückt werden. 
Die Gasthöfe sind überfüllt – von Taxing bis in die Au, 
wenn das so weitergeht, bleibt bald Geld zum Straßenbau. 

 

Das Gedicht

 

Die Gemeinde hat kein Geld und die Schulkinder keine Bücher,
keine Hefte, keine Federn, keine Tinte. 
Der Lehrer hat gesagt, Kinder passt auf – 
wir müssen einen Weg finden. 

 

Lasst uns ein Theater machen – wir spielen drauf los, 
dass die Engel mit den Teufeln tanzen. 
Wir sprechen und wagen und spielen auf – 
so, als ob wir richtig freche Wanzen wären!

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