Saalbach Hinterglemm - Landschaft im Spätherbst | © Daniel Roos
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Die lässigen 3 - Geschichten aus dem Glemmtal

Aufgrund der Abgeschiedenheit des Tales ranken sich seit jeher unterschiedliche Mythen und Geschichten rund um die „Glemmer“.

Eines wurde ihnen immer schon nachgesagt – sie sind sehr gesellige Leute und lieben es, gemeinsam am Tisch zu sitzen und die ein oder andere Geschichte zu erzählen.

Auch heute noch wird sich an die „Geschichten von früher“ erinnert. Viele davon sind lustig, manche sind schaurig und einige wurden erzählt, um die Kinder abends im Haus zu behalten. In der heutigen Saalbach-Story geht’s um „wilde Frauen“ und lustige Gesellen wie das „Kasa-Mandl“. Ein Zeitreise in die Welt der einheimischen Bevölkerung von damals…

„Das Kasa-Mandl“


Das Glemmtal ist seit jeher eine Almregion. Um die Bauernhöfe ertragreich bewirtschaften zu können, wurden die Tiere aus dem Stall den Sommer über auf die höher liegenden Wiesen und Felder getrieben. Die Aufgabe der Senner und Sennerinnen war es, sich um die Tiere zu kümmern, zu melken und Käse herzustellen. Die „Alm-Leut“ lebten, aßen und schliefen auf der Alm. Die geringe Auswahl an Lebensmitteln machten Muas (1), Koch (2), Butter und Käse zu den Hauptmahlzeiten auf den Almhütten. Der Überlieferung nach kommt das „Kasa-Mandl“ (3) in die Hütte, sobald alle Menschen schlafen, und isst die köstlichen Krümel, die die Leute für es übrig gelassen haben. Menschen, die das „Kasa-Mandl“ heimlich beobachtet haben, beschreiben es als kleinen Wicht mit grauem Bart und grünem Hut. 

„Die Howa-Goas und die Rosswald-Schlompin“


Achtung ist geboten bei der „Howa-Goas“ (4) und der „Rosswald-Schlompin“ (5). Sie suchen die Leute heim, die sich nachts noch draußen herumtreiben. Manchmal erscheinen sie gemeinsam mit einem eisig-kalten Wind. Die „Howa-Goas“ sieht einer Ziege ähnlich und sorgt einerseits für Gerechtigkeit, weil sie sogenannte „Doippn“ (6) verfolgt, andererseits erschreckt sie Kinder, die ungehorsam sind. Die „Rosswald-Schlompin“ hat wohl noch nie jemand gesehen – und diejenigen, die sie gesehen haben, sprechen nicht darüber, weil sie fürchten müssen, erneut auf sie zu treffen. 

 

„Der Wossa-Geist der Saalach“ 


Die Saalach ist ein Fluss, der im Talschluss entspringt und durch das gesamte Tal fließt. Weil das Glemmtal sehr schmal ist, wohnen viele Menschen direkt am Wasser. Um die Kinder vom Bach, dessen Pegel besonders im Frühjahr durch das Schmelzwasser stark ansteigen kann, zu schützen, hat man ihnen vom „Wossa-Geist“ (7) erzählt. Der Geist hat lange Arme und liebt es, Kinder zu fangen und für immer bei sich zu behalten. 

Die Geschichten der Menschen waren oft schaurig. Kinder wurden dadurch ermahnt, gehorsam zu sein, abends nicht allein vor die Tür zu gehen und den Bach auf jeden Fall zu meiden. Gleichzeitig dienten sie den Erwachsenen zur Unterhaltung.

 

(1) Muas: traditionelle Speise aus Mehl, Wasser, Butterschmalz und frischen Beeren

(2) Koch: traditionelle Speise aus Milch, Mehl, Butter und Honig

(3) Kasa-Mandl: Leitet sich wahrscheinlich von den Käse-Krümeln ab – „Mandl“ sind (kleine) Männer.

(4) Howa-Goas: „Howa“ deutet wahrscheinlich ursprünglich auf einen Ziegenbock hin, „Goas“ auf die weibliche Ziege.

(5) Rosswald-Schlompin: „Rosswald“ bezeichnet einen Bereich am Reiterkogel, „Schlompin“ in diesem Zusammenhang wahrscheinlich eine wilde, unordentliche, angsteinflößende Frau.

(6) Doippn: der Pinzgauer Ausdruck für Dieb/Frevler

(7) Wossa-Geist: das Pinzgauer Wort für Wasser-Geist

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