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Faszination Trailrun 1/3

Teil 1: Der Track für den langen Atem

Der Atem gibt den Rhythmus vor, limitiert von Herzfrequenz und schwindender Muskelkraft. Doch der Fokus treibt an, die nahenden und ständigen Ausblicke belohnen die Mühe. Der Flow stellt sich früher oder später ein und nahezu mühelos fliegt man über die Almwiesen, hüpft von sanften Mooskissen über verblockte Passagen, um im anschließenden Trail-Abschnitt wieder ordentlich Gas zu geben. Die Rede ist vom Trailrunning. Wandern im Laufschritt, oder laufend Wandern? Lassen wir das Schubladendenken hinter uns: Die Definition “pure Freiheit in den luftigen Höhen von Saalbach Hinterglemm” trifft es am besten.

Die montane Topographie von Saalbach lässt den Connaisseur und Trailrun-Newbie mit der Zunge schnalzen: Viele Trails führen weit oben auf Graten, auf einem konstanten Höhenniveau und die bestens ausgeschilderten Trails verbinden die Gipfellandschaft wie durch ein Seil. Ein Seil, das vereint und zu Höchstleistungen motiviert. Denn hier reiht sich Gipfelsieg an Gipfelsieg. Doch bevor wir in dieses erfüllende Treiben starten, möchte ich mich gerne vorstellen. Mein Name ist Manuel, viele Jahre war ich professioneller Langläufer, lief einige Jahre im Weltcup und das Thema Trailrun, oder besser gesagt “Berglauf mit kurzen Langlauf-Stöcken”, begleitet mich seit den ersten ernsthaften Trainingsstunden. Der Leistungssport verabschiedete sich, doch das fröhliche Laufen in den Bergen versüßt mir immer noch die Freizeit. Um euch ein bisschen in diese Euphorie mit einzubeziehen, verrate ich euch die lässigsten Trailrunning Strecken von Saalbach. “My personal best”, natürlich hoch oben über dem Glemmtal.

Der Track für den langen Atem

Eine Tour für ausdauerstarke Läufer mit Trittsicherheit und einem unbändigen Drang zu endlosen Aussichten.

 

Für mich persönlich, als leidenschaftlicher Trailrunner mit Affinität zu Höhenmetern, ist folgende Strecke ein absolutes Highlight. Aufgrund der Modernisierung der Zwölferkogelbahn im Sommer 2019 laufen wir die Strecke aber “verkehrt”. Von Hinterglemm startend orientieren wir uns zur Westgipfelbahn, um kurz hinter dieser gelben Gondelbahn auf den Fußweg hinauf zum Gerstreit-Speicherteich zu kommen. Ein feiner Trail, den man mehr als Warm-Up sehen muss. Denn wer bei diesen kurzen Uphill-Passagen bereits seine Körner verschießt, den wird der “Mann mit dem Hammer” einige Stunden später knallhart erwischen. Nach dem Speicherteich folgt man dem Trail weiter bergauf bis zum Bergstadl. Nun orientieren wir uns Richtung Hacklbergeralm, durchqueren das Bachbett auf Höhe der Mittelstation Westgipfelbahn, um danach ein relativ kurzes Stück bergab zu laufen. Am Talboden wieder angelangt, wartet nun der härteste Anstieg auf die fleißigen Frischluftverliebten. Es geht über Stoffennieder hinauf zur Stoffenwand, um im Bereich Sommertor auf den Haupttrail zu gelangen. Wichtig ist hierbei, dass man unterhalb von Manlitzkogel und Rabenkopf bleibt. Natürlich, die Optionen sind mannigfaltig, jedoch ist aus der Sicht eines Läufers der Trail unterhalb gehaltvoller und nicht weniger imposant.

Der Moment, wenn man das Sommertor erreicht, gehört im Grunde gefeiert. Zumindest die endlosen Weitblicke und das Panorama der Hohen Tauern. Außerdem muss der weise Läufer gepflegte Pausen einlegen, um die physischen Tanks aufzufüllen. Interessanterweise ist der Weg in diesem Bereich relativ breit und man lässt ab hier die Meter im spielerischen Eilschritt zurück. Ein bisschen Bolzen gefällig? Hier oben laden die Senken zwischen den Gipfeln immer wieder dazu ein. Nach dem Sommertor reiht sich der Bärensteigkopf mit 2225 m in die Gipfelwelt und wenige Meter danach der Sonnberg. Es folgt wieder ein schöner Laufabschnitt, bevor der malerische Trail Richtung Medalkogel mäandert und einen freien Blick auf den Hochsaalbachkogel ermöglicht. Next stop, immer in Sichtweite und auch deshalb trügerisch. Man sollte bei solchen Touren immer die Distanz zwischen den Gipfeln im Hinterkopf behalten, denn die freie Sicht und das Gefühl, “Der Gipfel ist ja zum Greifen nah!” lassen den einen oder anderen Trailrunner die Entfernung zwischen den majestätischen Erhebungen vergessen. 

Der Hochsaalbachkogel ist der letzte Big Player auf dieser Tour, ist er doch schwerer erreichbar und auch mit seinen 2212 m kein Leichtgewicht. Der Abstieg vom Hochsaalbachkogel sollte mit Bedacht ausgeführt werden, das Gelände will hier nicht belaufen werden. Und man kann hier die Ungeduld ruhig im Zaum halten, warten auf den letzten Kilometern noch lässige Speedtrails zum Westgipfel.

Nach dem Hochsaalbachkogel orientiert man sich zum Seetörl und bleibt hier unbedingt unterhalb des Saalbach- und Stemmerkogels. Der Trail in diesem Bereich schreit danach, mit gehörig Tempo über die Steine zu fegen und seine letzten Kraftreserven mit Endorphinen zu würzen.

Denn den Abschluss bildet der Westgipfel und wartet im Sommer 2019 mit einer komfortablen Gondelfahrt hinab ins Tal. Puristen werden bei diesen Zeilen die Augen verdrehen, aber die meisten von uns schätzen nach so einer Tour die gelenksschonende Abstiegsvariante. Lässig!!!

 

Fakten zur Tour:

Länge: 23,3 km

Laufzeit: ~ 5 Stunden

▲ 1870 m

▼ 825 m

Schwierigkeit: Schwer

Hinweis: genügend Wasser einpacken, Quellen sind so weit oben selten.

POIs:

  • Gerstreitteich
  • Bergstadl
  • Sommertor
  • Lamperbichlkogel
  • Bärensteigkopf
  • Sonnberg
  • Medalkogel
  • Hochsaalbachkogel
  • Schattberg-West

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