© Heimatbuch Saalbach, Privatarchive, Michaela Mitterer
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Der Pinzgauer Dialekt

… woher die Guts- & Familiennamen stammen, Lustiges aus dem Archiv & ein Quiz

Eine weitverbreitete These lässt annehmen, dass sich die Sprache der Menschen an die jeweilige Umgebung anpasst. In den Alpen ist die Aussprache oft schroff und hart, während sich die Dialekte und Sprachen in Ländern mit flachem und lieblichem Landschaftsbild im Klang oft sanfter und runder entwickelt haben. Und wenn man näher hinhört, erkennt man auch schon feinste Unterschiede in den diversen Regionen des Pinzgaus. Im Oberpinzgau etwa erahnen Kenner den Einfluss des benachbarten Tirols, der Dialekt im Mitterpinzgau wurde vom benachbarten Bayern beeinflusst. Die Sprachvarianten unterscheiden sich nur geringfügig im Sprachschatz und in der Aussprache, werden aber zum Beispiel maßgeblich vom Tourismus beeinflusst. In der heutigen Story geht’s um Guts- und Familiennamen und lustige Texte aus einer längst vergangenen Zeit, die uns bis heute begleiten, sowie ein spannendes Quiz. Viel Spaß!

Guts- & Familiennamen und ihre Bedeutungen 

Viele der Hofnamen lassen auf die landschaftlichen Gegebenheiten oder das damals ausgeführte Gewerbe schließen. Die Familiennamen hingegen beschreiben Beruf, Stand oder außergewöhnliche Eigenschaften der Namensträger. Die Menschen waren äußerst kreativ in der Verleihung der Beinamen und Übernamen. So wurden Metzgern Namen wie Kalbsohr, Sauhaut oder Schweinshaupt und Kleinwarenhändlern Theuerfeil oder Pfennbert verliehen. Gerne wurden zudem Tiernamen wie Beer (Bär), Dachs, Wolf, Schnegg und viele weitere vergeben. 

In den Gebirgsgauen wurden die Bauern noch bis ins 17. Jahrhundert am Hofnamen oder Beinamen gerufen. Die amtliche Beschreibung der Familiennamen wurde erst mit 1614 endgültig fixiert. Einige Beispiele aus dem Tal, die der eine oder andere wiedererkennen mag: 

 

Hofnamen & ihre Herkunft: 

Krumpfeichten (heute Eibing, Saigen, Lederer) – weist auf eine besondere (krump = krumm) 
Feichte (Fichte) hin 
Kolling – von Köhler (Choling) 
Taxing (ursprünglich Tachsach) – weist auf die Waldnähe hin 
Eibing – auf eine Eibe hinweisend 
Reit – ein Stück Land, das durch „riuten“ (reuten) urbar gemacht wurde 
Brand – ein Waldplatz, der durch Brand gerodet wurde 
Gersteit – von der Gerste als Gewächs abgeleitet 
Kohlgrube – vom Kohlenbrennen 
Ellmau – abgeleitet von Ulme 
Palfen – von Fels 
Schied – weist auf das Geschiebe der Gewässer oder der Gerölle von Bergen hin 
Schwarzach – nach dem durch das waldige Ufer bedingte dunkle Wasser des Baches 
Reichkendl – von „Kendl“, „Röhre“, das bedeutet „Rinne“, „kleiner Bach“
Langfeld – das lange Feld 
Kohlmais – Verweis auf Kohleabbau 
Saliterer – Salpetergräber im Dienst des Grundherrn 

 

Nachnamen & ihre Bedeutungen: 

Breitfuß – Schuhmacher oder Mann mit auffallend breitem Fuß 
Eberharter – vom Gut Eberhardt, bereits 1600 von Tirol ins Glemmtal gekommen 
Ehn (Enn) – Vorkommen in Saalbach (Ahne, Großvater)
Gensbichler – Bühel, der zur Gänseweide gehört 
Hasenauer – eine Au, wo es viele Hasen gab 
Hutter – Hirte 
Kröll – von Groll (Zorn: ein Mann, der grollt, schimpft und grantig ist)
Lengauer – lange Au 
Lederer – jemand, der Leder herstellt 
Loitfellner – vom lichten, hellen Feld 
Perfeller – Bärenfalle 
Eder – am Ödland lebend
Pfeffer – ein Mann, der eine Pfeffermühle besitzt 
Schwabl – lässt die frühe Anwesenheit von Schwaben erahnen 
Stehrer (Stöhrer) – ein Handwerker, der seine Arbeit turnusmäßig bei verschiedenen Bauern ausführt 

Im streng katholisch geprägten Glemmtal wurden viele Kinder nach Heiligen benannt und so zählten Maria, Elisabeth, Margareta und Theresia sowie Josef, Anton, Johann, Peter und Paul mit zu den häufigsten Namen. 

Mit der Entwicklung des Tales haben sich natürlich auch die Namen verändert. Und so wurde zum Beispiel aus Eder (am Ödland lebend) und dem Krämergewerbe: das Ederkrämerhaus. 

Lieder & Gedichte aus dem Glemmtal

Schon immer waren die Glemmer ein geselliges Dorf – und so entstanden im Laufe der Zeit viele lustige, besinnliche, tiefgründige und spöttische Texte. Heute sind diese Stücke wertvolle Zeitzeugen, die Einblick in die Sprache und den Charakter unserer Vorfahren geben. 

… und wie fit bist du im Pinzgauer Dialekt? 

Wissenschaftlich korrekt ist die lautgerechte Schreibweise der Mundart nur mit Lautschrift. Diese ist für Laien aber schwer lesbar und über die Computertastatur äußerst schwer zu schreiben. Aus diesem Grund sind die folgenden Wörter so geschrieben, wie sie auch für „Pinzgauer-Neulinge“ lesbar sind. 

 

Und los geht’s! 

 

1.    agratt 
a)    akkurat, sorgfältig, gerade
b)    geradeaus 
c)    immer rechts halten 

 

2.    zåmmschwanzn (Achtung – nicht zåmm schwanz)
a)    gemeinsam schwänzen 
b)    zusammenreißen, um Erfolg zu haben
c)    zurechtmachen, schön machen

 

3.    Simsbleame
a)    Balkonblumen 
b)    beliebter Name einer Kuh 
c)    Wiesenkräuter 

 

4.    Trittleng 
a)    Schrittlänge 
b)    Holzschuh
c)    Handschuh 

 

5.    Baischl 
a)    Damenhandtasche 
b)    Lunge
c)    Bierglas 

 

6.    Beeweiwe 
a)    Bienenwabe
b)    Beerensammlerin
c)    Beerenstrauch 

 

7.    Gschwistarat Kinna 
a)    Nichten, Neffen
b)    gemeine Schulkinder 
c)    Zwillingsschwestern 

 

8.    Bagasch 
a)    Gulaschspeise
b)    Gesindel
c)    Sternzeichen 

 

9.    Bisgurn
a)    ausgefranstes Nähgarn 
b)    bissige Hündin 
c)    böses Weib

 

10.    Ziwaz 
a)    Brennholz-Anzünder
b)    weihnachtliche Süßspeise 
c)    nervöse, übereilige Frau

 

11.    Tschoopf 
a)    heißer Kochtopf
b)    Haarschopf
c)    Naturwesen aus der Talschluss-Sage 

 

12.    rommeg 
a)    Kartenspiel 
b)    beliebtes Heißgetränk 
c)    schmutzig (im Gesicht)

 

13.    Gezeed
a)    wirre, lange Haare 
b)    lautes Wehklagen der Nachbarsfrau 
c)    Schloss am Kuhstall 

Und - wie viele Punkte hast du erreicht?

 

13–10 Punkte: SAUWA! So kimbsd zrecht ba ins a da Glemm!

9–6 Punkte: Jo, werscht scho doa.

5–2 Punkte: Bualein, do gabs no fü zan lerna.

1–0 Punkte: Auweh. Fongst amoi mid OACHKATZLSCHWOAF o. Mit den fong jeda Zuagroaßde o.


Es gibt ein lässiges Projekt, um den Pinzgauer Dialekt nicht in Vergessenheit geraten zu lassen und einen möglichst großen Wortschatz auch schriftlich an die nächsten Generationen weiterzugeben. Außerdem kann man sich die richtige Aussprache zu schwierigen Wörtern anhören. Hier geht’s zur Website: www.pinzgauer-mundart.at. Mein persönliches Pinzgauer Lexikon ist schon bestellt.


Pfiad enk Good! 


Rätselauflösung: 
1.    A) 2. c) 3. a) 4. b) 5. b) 6. b) 7. a) 8. b) 9. c) 10. c) 11. b) 12. c) 13. a) 

 

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