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Aus den Geschichtsbüchern …

Bergbau rund um Saalbach Hinterglemm

Wer gemütlich durchs Glemmtal schlendert, der entdeckt hier und da spannende Landschaftsformen, die auf den ersten Blick Rätsel aufgeben. Flache Abschnitte, die trotz der Überwucherung an uralte Wege erinnern, fügen sich in die sonst steile Umgebung ein und manch alteingesessener Bergsteiger meint sich an die bis vor einigen Jahrzehnten noch erkennbaren Stollen am Gamshag, am Henlabjoch und in dem Gebiet oberhalb der Pfefferalm erinnern zu können. Im Gegensatz zu Viehhofen und dem benachbarten Leogang war das Schürfen in Saalbach Hinterglemm aber von keinem allzu großen Erfolg gekrönt. Alte Aufzeichnungen und rare Fundstücke geben Einblick in eine entbehrungsreiche Zeit und Jahrhunderte überdauernde Spuren erinnern an den Bergbau im Glemmtal.

Die Suche nach Bodenschätzen in Saalbach Hinterglemm

Das Leben der Menschen im kargen Seitenteil war bis vor dem Einzug des Tourismus maßgeblich von der Landwirtschaft geprägt. Die langen Winter und das herrschende Reizklima sorgten für schwierige Bedingungen und oft karge Ernten. Trotz der herausfordernden Lebensumstände schaffte es die Glemmtaler Bevölkerung, das Land im Tal und am Berg zu bestellen und mit dem wenigen, das sie hatten, zu überleben. Die Suche nach Bodenschätzen war ein Teil des spürbaren Pioniergeists, der die Glemmerinnen und Glemmer seit jeher auszeichnet. 

 

Ein kurzer Auszug aus dem Heimatbuch Saalbach:

 

  • Im Buch Juvavia (Eine Archäologisch-Historische Darstellung der Merkwürdigkeiten der an dem Platze des Jetzigen Salzburg Einst Bestandenen Celten-Römer-und Römischen Colonialstadt) werden einige Bergwerke am Spielberg erwähnt, wobei der größte Teil auf der Leoganger Seite liegt.
  • 1489: Erzbischof Johannes Beckenschlage verleiht Saalbach das Marktrecht, damit die Bevölkerung und die Männer der Bergwerke besser versorgt sind.
  • 1555 und 1556: Joseph Jänisch und Niclas Pfeffer scheinen als Betreiber von bescheidenen Schürfbauten auf (die noch lange sichtbaren Stollen am Gamshag, am Henlabjoch und oberhalb der Pfefferalm erinnern an die nicht von großem Erfolg gekrönten Versuche).
  • 1557: Der auf der Pfonteben (im Talschluss von Hinterglemm) zusammengebrachte Kupferkies wird von den Brüdern Rosenberg gekauft.
  • 1576 und 1641: Vom Erzbischof wird eine gesicherte Holzversorgung für das Bergwerk beim Ebenmaiß angeordnet.
  • 1707: In einigen Akten, die im Salzburger Landesarchiv aufliegen, wird vom Kupferkiesbergbau in der Glemm gesprochen.

Das Fehlen des Ortes in weiteren Statistiken lässt darauf schließen, dass der Bergbau in den kommenden Jahren langsam erlischt. 

Bergbau in Viehhofen

Stollen, die als Museen heute noch besucht werden können, und Funde aus der Bronzezeit lassen darauf schließen, dass der Bergbau in Viehhofen und in Leogang erfolgreicher war. Viehhofen liegt ebenso im Glemmtal, knapp 10 Kilometer vor dem Ortszentrum Saalbach. Leogang befindet sich nordwestlich auf der anderen Seite der Bergkette. Im Winter sind die Orte mit dem Skicircus Saalbach Hinterglemm Leogang Fieberbrunn verbunden. Im Sommer führt der Weg um die umliegenden Berge – erst nach Maishofen, dann nach Saalfelden und anschließend Richtung Tirol bis nach Leogang. 

 

Obwohl Viehhofen in geologischer Hinsicht Saalbach gleicht, war dort der Bergbau merklich erfolgreicher. Es gibt ein nachweisliches Erzvorkommen, unter anderem wurde das Mineral Kupferkies geschürft. Funde aus der Bronzezeit und Aufzeichnungen aus dem 16. und dem 17. Jahrhundert ebenso wie aus der Zeit von 1910 bis 1914 bezeugen die Bergbauarbeiten in den Bereichen Wirtsalpe, Sausteigen, Arzgraben, Altenberg, Stoffentax, Handlach-Kopf und im Hermastollen. 

Die regelmäßigen Höcker auf der Südseite des Ortes waren einst Berghalden und Aushubhaufen für die Stollen. Viehhofen ist Fundstelle einer der einzigen, größeren vorgeschichtlichen Kupferbergbauprojekte im Pinzgau. 1912 wurde eine Kupferkiesellagerstätte samt Bronzegegenstände wie Nadeln sowie Tierknochen und Tonscheiben gefunden. Bei Grabungen 1955 wurden größere Mengen Tonscherben ausgehoben, die aus der Urnenfelderzeit um 1000 vor Christus stammen. 

Die Gewinnung der Kupfererze geht im Pinzgau auf die Altbronzezeit, etwa 1800 vor Christus, zurück. Zu Beginn wurden mühevoll einzelne Erzstücke aus dem Felsen gebrochen – dafür wurden die Erzadern erhitzt und mit Wasser begossen. Durch die Veränderung des Materials sprang der Stein. Man trieb Hartholzkeile in die Erzbrocken und löste einzelne Brösel aus der Wand. Anschließend wurden die Stücke pulverisiert und in primitiven Öfen geschmolzen. Ehemalige Schmelzplätze sind in Viehhofen in großer Anzahl zu finden. 

Bergbau in Leogang 

Der Bergbau spielte in Leogang eine sehr große Rolle. Das große Vorkommen an kostbaren Erzen wie Kupfer, Blei, Silber, Quecksilber, Kobalt und Nickel machten den Bergbau zum wichtigen wirtschaftlichen Faktor für die Region. Permooseck und Gunzenreit sollen die ersten Bergwerke gewesen sein. Sie waren bereits um 1200 nach Christus in Betrieb. 

Viele der Stollen sind bis heute sichtbar und tragen Namen von Heiligen aus dem christlichen Glauben. Erasmus, Johannes, Barbara, Daniel, Maria und einige weitere zählten zu den wichtigsten Verehrten. 

 

Ein Auszug aus der Geschichte: 

 

  • 1434: Niclas Stockarawer und Hans Schmelzer wird gestattet, Baue auf sechs Jahre abgabefrei zu bearbeiten.
  • 1585: Alexander Schöttl und Matthias Röchseisen aus Bayern sind im Schwarzleograben tätig. Sie haben in Hütten eine Hufschmiede gekauft und möchten ein Schmelzwerk errichten. Ihrer Bitte an den Erzbischof um Wald zur Kohleherstellung wird stattgegeben.
  • 1591: Carl Rosenberger und Hans Marquart bewirtschaften den Herrenstollen mit einer Länge von 320 Klaftern (knapp 580 Meter) mit 60 Knappen. 1593 konnte ein Reingewinn von 1317 Gulden erzielt werden.
  • Ab 1680: Der Gewinn steigert sich auf das fünf- bis siebenfache. Man sagt, dass die Leoganger ihre Stollen so weit in die Berge getrieben haben, dass man die Glocken der Saalbacher Kirche hören konnte.
  • 1691: Ein Verwalterhaus für die Bergwerke in Leogang wird gebaut. Der Erzbischof erlaubt den Betrieb unter der Voraussetzung, dass die Betreiber katholisch bleiben.
  • In den folgenden Jahren erlebt der Bergbau einen Aufschwung. Es gibt unterschiedliche Aufzeichnungen über das Leben und Arbeiten untertags, die Einblicke in den Alltag ebenso wie über Unglücke und geschäftliche Entscheidungen geben. 
  • Anfang des 19. Jahrhunderts wird der Bergbau in seiner damaligen Form langsam eingestellt.

Wer möchte, der kann im Schaubergwerk in Leogang tiefer in das Thema eintauchen. Es ist eines der ältesten Bergwerke im Salzburger Land und öffnet seine Türen für interessierte Besucherinnen und Besucher. Online geht das schon vorab. Hier geht’s zum Video „Die Bergmänner vom Schwarzleo“.

 

Viel Spaß beim Erkunden & Glück auf! 


Quellen: 

Die Angaben stammen entweder aus dem Volksmund, dem Heimatbuch Saalbach oder dem Buch Mitterpinzgau von Josef Lahnsteiner. Die Autoren beziehen sich auf unterschiedliche Quellen aus alten Büchern, dem Salzburger Landesarchiv und sonstigen Aufzeichnungen. 

 

  • Heimatbuch Saalbach – Siegfried Weitlaner 
  • Mitterpinzgau Saalbach, Saalfelden, Lofer, Salzburgerisches Saaletal – Josef Lahnsteiner, veröffentlicht 1962 
Bilder:

Buch Mitterpinzgau – Josef Lahnsteiner 
Leoganger Schaubergwerg 
Leoganger Knappen
Michaela Mitterer
 

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