Heiß servieren!

Es muas a Muas sei! (Es muss ein Mus sein!)

Traditionelle Pinzgauer Weihnachtskost – das Muas

So unterschiedlich die Kindheitserinnerungen der Menschen an das Weihnachten ihrer Kindheit ist, so unterschiedlich sind wohl die Speisen, die zu Heiligabend auf den Tisch kommen.

Während im Nordosten Österreichs typischerweise Delikatessen wie Karpfen oder Gans serviert werden, freut man sich im Pinzgau auch heute noch über das traditionelle Muas. Als Pendant zum Bachikoch, über dessen Geschmack sich die weihnachtlichen Geister scheiden, schmeckt das Muas kleinen wie großen Genießerinnen und Genießern gleichermaßen. Was im Bachikoch so alles drinnen steckt und wie ihr es ganz einfach nachkochen könnt, lest ihr in dieser Bachlkoch-Story. Heute geht’s ums traditionelle Muas und seine Varianten. 

Das Muas in seinen Ursprüngen 

Wie überall sonst auf der Welt richten sich die kulturellen Essgewohnheiten an die ursprünglichen Gegebenheiten einer Region. Die kargen Böden und das im Glemmtal herrschende Reizklima machten eine Bodenbewirtschaftung schwierig und so war die Viehhaltung seit jeher ein wichtiger Bestandteil der Landwirtschaft. Die klein strukturierten Betriebe mussten mit wenig Ertrag eine Vielzahl von Menschen ernähren und so entstanden die einfachen, kalorienreichen Gerichte. 

 

Die Frauen am Hof waren unter anderem für das Feuer im Herd zuständig. Neben der Kochgelegenheit wärmte der Ofen im Winter die wichtigsten Räume des Hauses und so lagen die „Bauernkammern“ (Schlafzimmer von Bauer und Bäuerin) oft direkt über der Küche. Eine Öffnung im Schlafzimmerboden konnte je nach Temperatur geöffnet und wieder geschlossen werden. 

 

Das Muas wurde früher das gesamte Jahr über gegessen und war aufgrund des hohen Kaloriengehalts als Frühstück besonders beliebt. 

 

Da es nur weniger Zutaten bedarf, war das Muas auch bei Holzarbeitern eine beliebte Speise. Abends, nach den langen Arbeitstagen im Wald, kochten sie gemeinsam in ihren Hütten am offenen Feuer. 

Traditionelles Pinzgauer Muas – das Rezept 

Für vier Personen benötigt man: 

 

  • 500 g glattes Mehl 
  • 0,4 l Wasser
  • etwas Salz 
  • ca. 200 g Butter zum Herausbacken 
  • Beeren oder Obst zur Garnierung 
  • nach Belieben etwas Zucker oder Honig

Das Wasser zum Kochen bringen. Das Mehl salzen. Anschließend das kochende Wasser langsam unter das Mehl heben, bis ein fester, krümeliger Teig entsteht. Die Butter in der Pfanne erhitzen, den Teig hinzufügen und auf einer Seite bei mäßiger Hitze goldgelb anbraten. Anschließend wenden und unter ständigem Zerstoßen der Klümpchen ca. 30 bis 40 Minuten fertig backen. Zerkleinert wird der Teig mit dem sogenannten „Muaser“ – ein Spezialwerkzeug, das für das perfekte Ergebnis sorgt. 

 

Anschließend wird das Muas mit Obst garniert und heiß serviert. Traditionellerweise wurden dazu Äpfel, Kirschen oder „Moosbee“ (Heidelbeeren) verwendet. Richtige Muas-Fans trinken zur Süßspeise ein Glas kalte Milch. 


Das Geheimnis rund ums „richtige“ Muas 

Es gibt seit jeher einige Regeln zu beachten. Ist die Köchin beim Zerkleinern zu ungestüm und hört man sie durchs ganze Haus den Teig zerstoßen, so zeugt das (so zumindest die überlieferte Annahme) eher von schlechten Hausfrauen-Qualitäten.

 

Hat man kein Gefühl für sein Muas und verwendet die falsche Technik beim Zerstoßen, wird es aufgrund der falschen Konsistenz kein „gscheids Muas“. 

 

Kennt man die richtige Temperatur nicht oder bringt keine Geduld mit, wird das Muas entweder zu dunkel oder nicht knusprig genug. 

 

Für das Muas braucht man ein bisschen Erfahrung, ein bisschen Gefühl und ganz viel Liebe zum Kochen.

Das Muas als rare Weihnachtskost 

Als rar nennt man auch im Pinzgau etwas Seltenes, sehr Begehrtes. Und so kann man das Muas auch jetzt noch bezeichnen. 

 

Da früher in keinem Haushalt Zucker zu finden war, wurde das Muas, wenn überhaupt, mit etwas Honig verfeinert. Zu Weihnachten gab’s das Muas oft als Topping für das Bachikoch. Und so galt es für die Kinder, die das Muas dem Bachikoch eindeutig vorzogen, unauffällig und geschickt das Muas vom Bachikoch zu kratzen – ohne dem Bachikoch eine Chance zu geben den guten Muasgeschmack zu verfälschen.


Im Glemmtal herrschte oft bittere Armut. Es gab Jahre, in denen das Mehl mit gemahlenen Kirschkernen vermischt wurde, da die Bevölkerung sonst nicht ernährt werden konnte. Kein Wunder, dass rare Köstlichkeiten wie süße Äpfel, etwas Honig oder reife Kirschen großen Anklang fanden. 

 

So, wie das Muas heute noch bei vielen Großmüttern gekocht wird, traut sich nun auch die jüngere Generation wieder an das schmackhafte Gericht: mit Dinkelvollkornmehl, Butterschmalz, frischen Früchten und Honig (statt des Zuckers) als verträglichere Variante. 

 

Wir wünschen viel Spaß beim Nachkochen und guten Appetit! 

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