- Tradition
Brauchtum im Glemmtal – Erntedank
Nach wie vor werden unterschiedliche Jahreskreisfeste wie Maria Himmelfahrt, Pfingsten oder Erntedank gebührend gefeiert und sie zählen bei Einheimischen wie Gästen zu beliebten Fixpunkten im Kalender. Erntedank, dessen Ursprung auf Mabon – die „Herbsttagundnachtgleiche“ – zurückgeht, steht direkt vor der Tür!
Erntedank – die Ursprünge
Schon bei den europäischen Waldvölkern wie den Kelten und Germanen waren „Dankesfeste“ ein wichtiger Bestandteil der Kulturen. Das Leben wurde ganzheitlich betrachtet. Es war wichtig, Göttinnen und Götter zu verehren, respektvoll mit den Geschenken der Natur umzugehen und dankbar zu sein für die erhaltenen Gaben.
„Mabon“ wurde als Beginn der dunklen Jahreshälfte zelebriert. Der Tag und die Nacht sind gleich lang, es herrscht ein Zustand des absoluten Gleichgewichts. Im Fokus des Festes stand der Dank für die Ernte und die Ehrung aller beteiligten Kräfte. Unterschiedliche Opfergaben galten als Ausgleich – die Balance zwischen Geben und Nehmen musste immer aufrechterhalten bleiben.
Die Menschen entzündeten Feuer, banden Kränze, fertigten Blumenschmuck und teilten die eingebrachte Ernte mit Mutter Erde, den Elementen, den Tieren, den Pflanzen und dem großen Ganzen.
Früher wurden die Termine für die unterschiedlichen Feste an den Zeichen der Natur festgelegt. Die Vegetation, der Mond, die Sterne und die Sonne nahmen Einfluss auf den Zeitpunkt. Heute sind diese Tage bereits im Kalender fixiert. Die Herbsttagundnachtgleiche fällt jeweils auf den 22., den 23. oder den 24. September.
Überliefertes Brauchtum und Bauernregeln zur Erntedankzeit
Almabtrieb
Kühe, Ziegen, Pferde und Schafe werden von den Almen zurück ins Tal getrieben. Je nach Region wird diesem Brauchtum eine unterschiedliche Wichtigkeit zugesprochen. Wenn der Almsommer gut verlaufen ist, das Wetter gnädig war und alle Tiere gesund und munter die Berge verlassen, werden diese mit wunderschönen Blumenkränzen und Gestecken geschmückt.
Altweibersommer
Das Wort „Weiber“ hat seinen Ursprung in diesem Zusammenhang nicht wie oft angenommen im Wort „Weib“ für „Frau“, sondern im „Weben“. In der dunklen Jahreszeit verbrachten die Frauen ihre Zeit mit Arbeiten im Haus – es wurde gewebt, gesponnen, genäht, geflickt und gestickt. Das Spinnen der Fäden wird ursprünglich mit dem „Weben des Schicksals“ in Zusammenhang gebracht und so wird sich erzählt, dass in den Abendstunden „Holla“, die Göttin, die die Lebensfäden der Menschen spinnt, gemeinsam mit den Frauen in den Stuben gearbeitet hat.
„Groamad“ – die zweite Heuernte
Früher wurden im Jahr nur zwei Heuernten eingebracht. Nach der zweiten, dem „Groamad“ im Herbst, waren die Speicher voll und es war Zeit für das gemeinsame Erntedankfest.
Bekannte Bauernregeln zu dieser Zeit:
- Warmer und trockener Septembermond
mit vielen Früchten reichlich belohnt.
- Wenn’s im September blitzt und kracht,
gibt’s eine späte Blütenpracht.
- Ein Herbst, der hell und klar,
ist gut für das kommende Jahr.
(Altes Wissen – Heidi Brunner)
Erntedank – im christlichen Glauben
Das Erntedankfest ist ein wichtiger Bestandteil des Jahreskreises im überwiegend römisch-katholisch geprägten Kirchenleben des Glemmtals. Die Pfarrkirche, die dem heiligen Nikolaus und dem heiligen Bartholomäus geweiht ist, wird im Jahr 1350 erstmals urkundlich erwähnt. Sie ist das Zentrum des Erntedankfestes, das jedes Jahr prunkvoll gefeiert wird. Die unterschiedlichen Vereine tragen mit den traditionellen Trachten zur festlichen Atmosphäre bei und im Rahmen des Gottesdienstes findet eine Prozession in Saalbach statt. Anschließend wird bei regionalen Köstlichkeiten und Pinzgauer Schmankerln gemeinsam gespeist, gefeiert und genossen. Die „Glemmer Bäuerinnen“ backen am Platz vor der Kirche köstliche „Bladl“, die besonders bei Einheimischen großen Anklang finden. Der Erlös wird einem charitativen Zweck gespendet.
Termin 2021: 26. September, 10:30 Uhr – Erntedankfest mit Prozession
(in diesem Jahr aufgrund der COVID-Situation kein anschließendes Fest)
Ein traditionelles Rezept zum Nachmachen – Hagebuttenlikör
Hagebutten (im Pinzgau auch Wildrosen genannt) wachsen im gesamten Glemmtal an unterschiedlichen Plätzen. Man sagt ihnen bei der richtigen Zubereitung eine immunkraftstärkende, schmerzlindernde und positive Wirkung auf den Magen und den Darmtrakt nach.
Für den Wildrosenlikör:
Zwei Hände voll frische Hagebutten halbieren und in ein großes Glas füllen. Eine Stange Zimt, einige Nelken, eine Stange Vanille und 150 g Kandiszucker hinzufügen, mit 750 ml Wodka aufgießen und für mindestens 6 Wochen stehen lassen. Anschließend abseihen und gekühlt und dunkel lagern.
Prost – auf die Gesundheit und auf einen schönen Herbst!