Langlaufen | © saalbach.com, Mirja Geh
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Die Welt auf schmalen Brettern

Blickt man hinab auf die schmalen Skier unter den Füßen, wie sie sich bei jedem Abstoß den Weg durch die feinen Schneerippen der frisch gespurten Strecke bahnen, dann hat dieser Moment aus Endorphinen und klarer Winterluft etwas Erhabenes. Aus eigener Kraft ohne Hilfe der Gravitation den Weg bestreiten und die Landschaft, mit den vom Sonnenlicht getränkten Berggipfeln des Saalbacher Talschlusses, nur so an sich vorbeifliegen zu lassen. Der erhitzte Atem gibt wie ein Dirigent den Takt vor, Arme und Beine folgen kräftig seiner Lenkung.

Schmale Holzscheite verhinderten bereits um 2.500 v. Chr. ein Einsinken skandinavischer Jäger in tiefem Schnee und so gilt das Langlaufen als eine der ältesten Wintersportarten, folgert man den angesprochenen schwedischen Ausgrabungsfunden. Zur Jagd braucht man dieses Fortbewegungsmittel mittlerweile eher nicht mehr und so ertüchtigt sich der gesundheitsbewusste Sportler ohne Schießgewehr im Anschlag … abgesehen von den Biathleten.   

 

So kommen wir zurück ins Hier und Jetzt, zurück zur Wintersonne von Saalbach. Langlaufen gilt seit jeher als eine der Sportarten, welche das Herzkreislaufsystem in allen Belangen fördert, sowie fordert. Das Gleiten auf dem Schnee schont Gelenke, kräftigt den Bewegungsapparat, schult das Gleichgewicht und macht viel Spaß, vor allem wenn man den Status eines Novizen bereits hinter sich gelassen hat. Dann wird es sportlich, egal ob im Skating oder Diagonal Stil.

Die Technik-Stile

Im Langlaufsport unterscheidet man im Grunde zwischen diesen zwei Lauftechniken, abgesehen von neueren Feinheiten wie der Doppelstocktechnik im Skimarathonbereich. Die herkömmliche „Klassik“ Variante wird auch als Diagonal-Technik bezeichnet und man bewegt sich hier ähnlich dem Nordicwalking geradeaus und die Skier gleiten im Wechselschritt in zwei gefrästen Spuren, welche im Grunde eine Führung der Skispitzen bilden. Diese Technik ist die ältere Gangart der beiden Varianten und unterscheidet sich grundlegend von der Skating Technik, auch „Freistil-Technik“ genannt. Beide Laufstile haben überdies eines gemeinsam: eine freie Ferse. Unter dem Motto „Free your Heel, Free your Life!“ – frech angelehnt an den Ausruf mancher Telemark-Skifahrer - wird der Langlaufski nur an der Schuhspitze befestigt und die freie Ferse erleichtert die Beweglichkeit. Modernes Material erledigt den Rest und die Bindungen geben genug Halt für die rasantesten aller Abfahrten im Glemmtal. 

Die Punks sind los

Die einstigen Freigeister der 80er wollten sich von Spuren und Führungen nicht limitieren lassen: Pauli Siitonen, der hellste Stern am Firmament dieser Technik-Querulanten, entließ kurzerhand eines seiner Beine diesem Zwang der „Schneerinne“ und stieß sich in einer Art Schlittschuhschritt außerhalb der Loipenspur ab. Die Folge war ein ungemein kräftiger und flotter Vortrieb – der „Siitonen Schritt“ oder auch „Finnstep“ war geboren.  

Als 1981 bzw. 1982 die ersten Erfolge aufgrund dieser neuen Technik erlaufen wurden, verbreitete sich diese Bewegungsform in Windeseile über den Globus und bald wurden alle Loipen für beide Varianten präpariert.     

Doch der Status der Langlauf-Punks, fernab von Normen und Reglements, ließ Unmut der Traditionalisten aufkeimen. Es wurden feindselige Stimmen der Technik-Hüter aus den Untiefen skandinavischer Wälder laut und heftige Proteste gegen die Skating-Technik der Rennveranstalter begleiteten die Folgejahre.  

Als bei der Nordischen Ski-WM im Tiroler Seefeld 1985 der verzweifelte Versuch der Unterbindung dieser Technikform scheiterte (sogar der steilste aller steilen Hügel konnte den Laufstil in Seefeld nicht ausbremsen), wurde für den Winter 1985/1986 endlich das Regularium der FIS adaptiert und zwei getrennte Technikformen verschriftet.  

Disziplinen-Absplitterungen der Langlauf-Sportart, wie Biathlon und Nordische Kombination, trainierten und wetteiferten recht bald ausschließlich in der neuen Skating Technik.  

Fitness meets Winter

Die letzten Jahre umweht diese sehr alte Sportart ein frischer Wind, genährt aus dem Fitnessgedanken sowie der Gier nach frischer Winterluft. Der Umstand, dass man für diesen Sport nicht zwingend Berge benötigt, begünstigt die Popularität auch in Alpen-fernen Gebieten und wird dadurch weltweit von Millionen Menschen ausgeübt.  

Langlaufen kräftigt den ganzen Körper. Punkt. Und verbrennt unfassbar viele Kalorien. Da schmeckt der Kaiserschmarrn danach umso besser.  

Speziell die Oberschenkel und Gesäßmuskulatur arbeitet hier auf Hochtouren, der „Core“, also die Bauchmuskulatur spielt den Gegenpart, wenn die Arm- und Schultermuskeln den Krafteinsatz in Vortrieb vervollständigen. Der Connaisseur nickt bei diesen Zeilen wohlwollend, wissend um den kräftezehrenden Körpereinsatz.  

 

Doch wie bei den meisten Wintersportarten dient Schnee als Grundlage. Die Schneesicherheit von Saalbach sticht hier unter den Loipen des Landes positiv hervor. Wo anderswo noch die Langläufer zwischen Maulwurfhügeln weiße Flecken suchen, kann man im Saalbacher Talschluss bereits die ersten Runden ziehen. Das Salzburger Tal lässt durch die Beschaffenheit keine ausufernden Loipenrunden zu, diese Medaille dürfen sich andere Regionen stolz umhängen, nein, die Loipe von Saalbach besticht durch die Schneesicherheit, der Beschaffenheit und der alpinen Landschaft ringsherum. Mit Start kurz nach dem Ortsende am Sportzentrum Saalbach Hinterglemm mäandert die Loipe bestens gespurt in den malerischen Talschluss. Eine kleine Runde am Talboden im Ortsteil Lengau bedient Anfänger und Fitnessbegeisterte gleichfalls, Skiwanderer oder sportliche Skater laufen bis zum Baumzipfelweg und können hin- und retour mehr als 12 km verbuchen.   

 

Der alpine Skisport ist verdienter König im Glemmtal, jedoch schlummern auch abseits der Skipisten eindrucksvolle Betätigungen im Schein der Wintersonne von Saalbach. Weitere Aktivitäten finden Sie unter WINTERSONNE AKTIV

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